Tenorhorn und Bariton- ist das nicht das Gleiche? Viele würden spontan sagen: ja. Beide Instrumente gehören zu den Blechblasinstrumenten, beide sehen sich sehr ähnlich und beide haben einen ähnlichen Ambitus. Doch wer sich auskennt, weiß: ein paar Unterschiede gibt es hier doch.
Geschichtlich geht die Entwicklung beider Instrumente ein paar Jahrhunderte zurück: Tenorhorn und Bariton sind parallel zu den Flügelhörnern zu Beginn des 19. Jahrhunderts entstanden. Sie gehören zur Familie der Bügelhörner, die in früheren Zeiten als Signalhörner für Kampf und Jagd verwendet wurden. Vor ca. 1000 Jahren wurden diese ursprünglich aus tierischen oder pflanzlichen Materialien hergestellt und als Kommunikationsmittel genutzt. Später wurden die Hörner dann um Grifflöcher ergänzt und der erste Schritt in Richtung Musikinstrument war getan. Als im 19. Jahrhundert dann die Entwicklung der Ventile Einzug hielt, begann die eigentliche Geschichte von Tenorhorn und Bariton. Wie Basstrompete und Ventilposaune in Tenorhornform entwickelten sie sich aus den ersten Ventilhörnern. Die Klasse der Bügelhörner schließt heute neben Bariton und Tenorhorn zudem auch Flügelhorn, Althorn und Tuba ein.
Wie bei anderen Blechblasinstrumenten wird auch bei Tenorhorn und Bariton der Ton durch Luftschwingungen ausgehend von der Lippenspannung des Musikers erzeugt. Dennoch unterscheiden sich diese beiden Instrumente beim Spielen von vielen anderen Blasinstrumenten: Sie werden mit Kesselmundstück und nicht mit Trichtermundstück gespielt. An das Mundstück schließt sich das Resonanzrohr an, das im Schallstück endet. Im Gegensatz zum Euphonium finden sich bei diesen beiden Instrumenten am Resonanzrohr überwiegend Zylinderdrehventile statt Perinetventile. Das Schallstück hat einen Durchmesser von 24 bis 30 cm und ist meist schräg nach oben gerichtet. Eine Ausnahme hierzu stellt das sogenannte Bellfront-Schallstück beim Bariton dar, das nach vorne gerichtet ist. Das Instrument wird dann auch Oberkrainer Bariton genannt. Typisch für Bariton und Tenorhorn ist – im Gegensatz zur Tuba – eine ovale Bauform, wobei auch gerade Bauformen möglich, aber eher selten sind.
In Fragen des Materials sind bei beiden Instrumenten keine engen Grenzen gesetzt: Es finden sich Neusilber, Messing und Goldmessing, aber auch Kombinationen mit Instrumententeilen aus verschiedenen Metallen und Legierungen. Dies wirkt sich nicht nur auf die Optik und den Preis, sondern auch auf Langlebigkeit und Klangfarbe des Instrumentes aus. Beispielsweise ist Messing anfälliger für Korrosion und daher weniger langlebig, was sich vor allem an Teilen wie dem Mundstück, das hoher Feuchtigkeit ausgesetzt ist, bemerkbar macht. Daher spielt auch die Pflege der Instrumente eine wichtige Rolle: bewegliche Teile wie Ventile und Gelenke des Druckwerkes sollten regelmäßig mit dem dafür vorgesehen Öl gepflegt werden. Mundstücke sollten abgewischt und des Öfteren mit Wasser ausgewaschen werden. Feuchtigkeit und Fingerabdrücke sollten vom Instrument entfernt werden, um den Lack zu schonen. Es kann auch helfen, das Instrument nach dem Spielen nicht sofort ins Etui oder den Koffer zu verstauen, um die Feuchtigkeit besser verdunsten zu lassen.
Zum Schluss stellt sich noch eine Frage: Wo werden Tenorhorn und Bariton eigentlich eingesetzt? Vor allem findet man sie in Blasorchestern und Bläsergruppen sowie in Posaunenchören. Dabei spielt das Tenorhorn, wie der Name sagt, im Tenor, während sich das Bariton üblicherweise im Bass findet. In symphonischen Besetzungen fand man beides früher nicht- in modernen Stücken hat sich das ein wenig geändert. Beispielsweise John Williams setzt in seiner Filmmusik zum Science-Fiction-Film „Jurassic Park“ von Steven Spielberg auf das Bariton und auch in der Musik zum Disneylogo darf dieses Instrument nicht fehlen.
Und ist die Frage nach Tenorhorn oder Bariton beantwortet?
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