Mit am wichtigsten ist die gezielte Ansprache von Kindern und Jugendlichen sowie die Betreuung. Neben der Werbung und Sichtbarkeit des Vereins sind auch weitere organisatorische und strukturelle Dinge zu beachten. Dies sind beispielsweise:
- Schulkooperationen: Musikvereine können aktiv mit Schulen zusammenarbeiten, um Musikprojekte oder -workshops anzubieten. Dadurch können Kinder und Jugendliche direkt in Kontakt mit der Musik und dem Musikverein kommen. Dies ist der einfachste Weg, um eine große Anzahl an Kindern im entsprechenden Alter und vor Ort zu erreichen.
Praxistipp: Sprecht Eure lokale Schule bzw. die Musiklehrer direkt an. In der Regel werden diese Euch gerne eine Möglichkeit bieten, Euren Musikverein kurz vorzustellen und für’s Musizieren zu werben. Eine kurze Vorstellungsrunde oder ein kleines Konzert? Ganz egal – nutzt den Ansatzpunkt Schule! Kennt ihr „Cilli & ihre Freunde machen Musik“? Ein kleines Büchlein, das sich bei so einer Gelegenheit als ideales Mitbringsel eignet. In einer kurzen Geschichte wird erzählt, wie Cilli mit ihren Freunden ein Konzert eines Musikvereins in der Schule hört und sich für das Musizieren zu interessieren beginnt. Sie besuchen einen Musikumzug, werden auf den Infonachmittag des Musikvereins aufmerksam und wollen anschließend ein Instrument lernen. Ihr könnt mit der Werbung Eures Vereins ideal daran anknüpfen. Weitere Informationen und Bezugsmöglichkeiten hier.
- Probestunden, Workshops und „Instrumentenkarussell“: Offene Proben oder spezielle Workshops für Anfänger, wie zum Beispiel ein Trommelworkshop oder ein „Schnupperangebot“, ermöglichen es Interessierten, den Verein und die Musik ohne Verpflichtung kennenzulernen. Viele Musikvereine bieten im Rahmen einer offenen Veranstaltung auch an, dass interessierte Kinder mehrere Instrumente einfach anspielen können („Instrumentenkarussell“). Infonachmittage können beispielsweise auch mit externer Unterstützung und einem fertigen Konzept organisiert werden (z.B. mit dem Kinderkonzert „Die traurige Flöte“ von und mit Herbert Hornig, der die Instrumente im Rahmen eines musikalischen Theaters vorstellt).
Praxistipp: Für die Instrumentenvorstellung bzw. auch das „Instrumentenkarussell“ stellen wir Euch gerne im Rahmen einer Kooperation Leihinstrumente zur Verfügung. Damit muss niemand sein eigenes Instrument zur Verfügung stellen und die Kinder haben die Möglichkeit, auf einem einwandfreien Schülerinstrument zu testen.
- Social Media & Online-Präsenz: Durch regelmäßige Posts und Videos auf Plattformen wie Instagram, Facebook, TikTok oder YouTube kann der Verein eine breitere Zielgruppe ansprechen, insbesondere auch junge Menschen, die viel Zeit online verbringen.
- Instrumentenunterricht: Neben der Ausbildung in Musikschulen und von professionellen Musiklehrern gibt es vielleicht auch in den eigenen Reihen des Vereins gute Musiker, die beim Unterricht unterstützen können. Auch wenn die Schüler nicht von Anfang an in der Kapelle mitspielen, ist es wichtig eine (Ver-)Bindung zum Musikverein aufzubauen, um den Weg in die (Jugend-)Kapelle zu ebnen.
- Finanzielle Unterstützung: Nicht jeder junge Mensch kann sich die nötige Ausrüstung oder den Musikunterricht leisten. Der Verein kann daher beim Instrumentenunterricht unterstützen: Entweder finanziell oder durch die Zurverfügungstellung eigener Ausbilder. Auch bei der Ausstattung kann der Musikverein durch die Bereitstellung von Instrumenten unterstützen (Bereitstellung, Zuschuss, Übernahme der Miete, etc.).
Praxistipp: Inzwischen ist es gängig, dass die Musikinstrumente für die Instrumentalausbildung nicht mehr gekauft, sondern günstig und flexibel gemietet werden. Damit ist nicht nur der finanzielle Einsatz gering, sondern auch sichergestellt, dass die Instrumente in einwandfreiem Zustand und gut spielbar sind. Auch ein regelmäßiger Servicecheck ist inklusive. Unser Mietsystem ist speziell für Einsteiger ausgerichtet und bewährt sich seit über 30 Jahren. Im größeren Umfang bieten wir auch besondere Konditionen für Bläserklassen an.
- Mentoring-Programme: Erfahrene Musiker können als Mentoren für neue Mitglieder und Jungmusiker agieren. Ein solches Patenschaftsprogramm fördert die Bindung und gibt jungen Musikern die Möglichkeit, sich besser zurechtzufinden und schneller in die Gruppe integriert zu werden.
- Anerkennung der Leistung: Es ist wichtig, die Fortschritte und das Engagement der jüngeren Mitglieder zu würdigen, sei es durch Urkunden, Auszeichnungen oder besondere Anerkennung bei Veranstaltungen. Hier leistet unter anderem unser Dachverband (Allgäu-Schwäbischer Musikbund) sehr gute Arbeit. Neben den Leistungsprüfungen wird auch die Zugehörigkeit regelmäßig ausgezeichnet und die Entwicklung damit gefördert.
- Öffentliche Auftritte und Wettbewerbe: Regelmäßige Auftritte vor Publikum, auch bei lokalen Veranstaltungen, machen den Verein sichtbar und zeigen potenziellen Neumitgliedern, wie viel Freude es macht, gemeinsam Musik zu machen.
- Junge Musiker in den Mittelpunkt stellen: Der Fokus auf junge Talente bei Konzerten oder Wettbewerben kann ein Anreiz für andere junge Menschen sein, sich ebenfalls dem Verein anzuschließen und pusht die bereits aktiven Jungmusiker in ihrer musikalischen Entwicklung. Auch eine eigene Jugendkapelle ist dabei für den gesamten Verein wichtig – eine Formation, die die Jungmusiker in besonderer Weise verbindet und sichtbar macht.
- Förderung von Eigeninitiative: Die Verantwortung der älteren Mitglieder liegt auch darin, aktiv die jüngeren Generationen in die Planung und Organisation ihrer Proben und Auftritte einzubeziehen. So wachsen Jungmusiker in eine aktivere Rolle im Verein.
- Freizeit-Veranstaltungen: Veranstaltungen, bei denen auch die Gemeinschaft im Mittelpunkt steht, fördern die Zugehörigkeit und den Spaß an der Gemeinschaft. Gemeinsame Ausflüge, Probenwochenenden etc. sind Beispiele dafür.
- Eltern einbeziehen: Auch Eltern sollten aktiv in die Ausbildung und die Aktivitäten des Vereins eingebunden werden, sei es durch Elternabende, Vereinsfeste oder durch die Möglichkeit, selbst als Helfer oder Unterstützer mitzuwirken. Sie sind die aktiven Unterstützer und mit unter auch treibende Kraft in der ersten Zeit der Ausbildung.
Indem Musikvereine aktiv auf junge Menschen zugehen, kreativ auf deren Bedürfnisse eingehen und eine einladende Atmosphäre schaffen, können sie nachhaltig und erfolgreich Nachwuchs gewinnen und den Fortbestand des Vereins sichern.
Text: Florian Reitemann